Festkommers 2012 - 150 Jahre SG Trautskirchen

 

Schirmherr Landrat Walter Schneider übergibt ein Fahnenband

TRAUTSKIRCHEN (sz) – „1862 trafen sich eine Handvoll Männer in der Beckschen Wirtschaft (heute Krönert) und gründeten die Schützengesellschaft 1862 Trautskirchen und Umgebung“ – Dies berichtete Schützenmeister Kurt Endreß beim Festkommers zum jetzigen 150. Gründungsjubiläum. Damit ist die Schützengesellschaft der älteste Verein in Trautskirchen.
Bei der Vereinsgründung waren unter anderem auch Tugenden festgelegt worden wie „Festhalten an Ehrenhaftigkeit, Erweisung brüderlicher Liebe und Freundschaft der Mitglieder, geselliges Vergnügen“. Die Aufnahmegebühr betrug eine Mark und pro Monat mussten 20 Pfennig Beitrag entrichtet werden. Geschossen wurde damals im „Schenkschen Kellter“, der heute besser bekannt ist als „Kellersbuck“. Dort hat sich an schönen Sommersonntagen „die ganze Trautskirchner Bevölkerung zum Familiennachmittag mit Schießen, Kegeln und zur Unterhaltung getroffen“. So steht es in den Vereinsaufzeichnungen, erläuterte der Schützenmeister. Höhepunkt des Schützenjahres sei der Kirchweihdienstag gewesen mit Schützenauszug zum „Kellersbuck“ und großem Preisschießen, an dem das ganze Dorf teilgenommen hat.
Auf Initiative seines Vorgängers Hans Knapp sei 1999 diese alte Tradition, am Kirchweihdienstag bei den Schützen zu feiern, wiederbelebt worden, erinnerte Kurt Endreß. Mittlerweile wäre das Kleinkaliverschießen für die ganze Bevölkerung eine feste Größe im Kirchweihgeschehen und auch das Pressackessen zur Preisverteilung am Kirchweihdienstag.
Zum Erliegen kam das sportliche und gesellige Vereinsleben während der beiden Weltkriege auch in Trautskirchen doch laut Protokoll fanden sowohl am 17. Juni 1921 als auch am 6. Mai 1953 Versammlungen statt, um den Verein wieder aufleben zu lassen. Hans Wick, letzter Vereinsvorstand vor dem 2. Weltkrieg, habe die Vereinsfahne in seien Obhut genommen und damit vor Zerstörung bewahrt. In den 60er Jahren durchlebte der Verein nach den Worten von Kurt Endreß eine gewisse Durststrecke und erst 1972, als Hans Scheuber das Amt des Schützenmeisters übernahm, ging es wieder bergauf. Scheuber, der inzwischen zum Ehrenschützenmeister ernannt wurde, hat zum 150-jährigen Gründungsfest die Jubiläumsscheibe gespendet mit dem Motiv der alten Fahne aus dem Jahr 1862.
Mittlerweile hat sich der Verein etabliert. 1992 wurde mit dem Bau des neuen Schützenhauses begonnen, im Oktober 1993 wurde Richtfest gefeiert und im Januar 1997 wurde bereits die erste Hauptversammlung im neuen Heim abgehalten. Die offizielle Einweihung fand im Juni 1999 statt.
2003 beschloss man, eine neue Fahne anzuschaffen, nachdem die alte „in die Jahre“ gekommen war. Mit einem Fest wurde diese geweiht. 2010 wurde der Verein um eine Böllergruppe erweitert.
Der Verein sei „gut aufgestellt mit der Ausstattung im Schützenhaus“, so Endreß. Und mit Jugendleiter Reiner Rückert und Jugendtrainer Thomas Gleißner habe man auch gute Männer für die Jugendarbeit im Team. Doch es gestalte sich immer schwieriger Jugendliche für den Schießsport und das Vereinsleben mit den dazugehörigen Pflichten zu gewinnen.
Zum Fest haben sich die Mitglieder der Schützengesellschaft für die Anschaffung einer neuen Vereinstracht entschlossen und die Wahl fiel auf die „Fränkische Tracht“. Inzwischen haben sich 32 Damen und Herren diese maßschneidern lassen und privat bezahlt.
Erster Grußredner war Schirmherr Landrat Walter Schneider, der betonte, dass es nicht einfach gewesen war nach 1945 den Schießsport auszuüben. Dank gebühre hier den Leuten, die sich eingesetzt haben, die Tradition zu erhalten. Wenn irgendwo jemand mit Waffen „etwas angerichtet hat“ hätten dadurch oft die Schützenvereine leiden müssen, doch die Schützen in den Vereine wären „sehr diszipliniert und da gebe es nichts negatives“, so der Landrat. Hier gelte es den Wert zu erkennen, gemeinsam unterwegs zu sein und am Schießstand gemeinsam sportliche Erfolge zu erzielen.
Klaus Scheiderer überbrachte die Grüße des Schützengaus Neustadt und des Bezirks Mittelfranken und stellte fest, dass die Schützengesellschaft allen Platz biete für sportliche Erfolge und für gesellschaftliches Zusammensein. Der stellvertretende Gauschützenmeister appellierte an alle, ein Gewehr als Sportgerät anzusehen so wie einen Fußball und nicht als Waffe „für eine wilde Ballerei“.
Bürgermeister Friedrich Pickel erinnerte daran, dass man früher bei Schießwettbewerben „den Vogel abschießen“ musste. Heute als Bürgermeister käme man sich auch manchmal so vor, als wäre man ein Vogel, der abgeschossen werden soll. Da müsse man ebenso wie beim Schießen beweglich, ideenreich und ausdauernd zu sein – um einmal als Bürgermeister das Beste für die Gemeinde oder als Schütze im Verein das Beste zu erreichen. Und bei beidem sei man nur erfolgreiche, „wenn ins Schwarze getroffen wird“. Die Schützengesellschaft Trautskirchen habe sich zu einer Vereinigung entwickelt, die sich der Gesellschaft aber auch der Tradition verpflichtet hat und dem Bezug zur Heimat.
Staatssekretär Christian Schmidt griff den Vergleich des Bürgermeisters auf und versicherte, dass die Trautskirchner Schützen anscheinend wissen „auf wen oder was sie schießen, denn der Bürgermeister sieht sehr unversehrt aus“. Das Schützenwesen stamme noch aus einer Zeit, so Schmidt, wo sich die Leute schützen mussten, erst mit der Zeit habe sich daraus ein Sport entwickelt. Und in den Vereinen sei besonders beim Schießsport Charakterbildung erforderlich und dass man sich an Beschlüsse und Vorgaben halte, um gemeinsam Ziele zu erreichen.
Zurückgerechnet hatte Pfarrer Hermann Ruttmann, denn es müsste jetzt eigentlich die achte Generation Schützen sein seit der Gründung 1862, so der Geistliche. Ruttmann wünschte den Schützen ein Fest, das sich aus der Fülle der Feste herausheben und den Alltag etwas beleuchten soll.
Dem schloss sich Sponsor und Gönner Franz Stegner an, der spontan 1000 Euro aus der Stechert-Stegner-Stiftung als Festgeschenk überreichte. Dem „Griff zur Brusttasche“ mit der Übergabe eines Kuverts schlossen sich noch etliche Vertreter von Banken und Vereinen an.
Am Samstag, 16. Juni, findet am 20 Uhr ein Jubiläumsball mit den „Nachtgiegern“ im Festzelt am Schützenhaus statt. Der Sonntag beginnt mit einem Festgottesdienst in der St. Laurentiuskirche. Beginn ist um 9.30 Uhr. Anschließend geht es gemeinsam zum Schützenhaus. Ab 15.30 Uhr werden die Gaukönige proklamiert und die Preise für das Jubiläumsschießen ausgegeben.
Musikalisch umrahmt wurde der Kommersabend vom Posaunenchor und Helmut Stadlinger.